Berlin, 20.02.2024
Pressemitteilung 01/2024
Wichtige Information zum Einsatz von Gebärdensprach-Avataren
In den letzten Tagen und Wochen erreichen uns viele Hinweise und drängende Fragen im Hinblick auf den Einsatz von Avataren in Deutscher Gebärdensprache. Wir – das sind die Spitzenverbände der gehörlosen Menschen in Deutschland – erkennen einen sofortigen Handlungsbedarf, weshalb wir diese Information im Vorfeld auf eine anstehende Stellungnahme vorab veröffentlichen.
In dieser Stellungnahme werden wir Bezug darauf nehmen, welche Aspekte bei Einsätzen von Avataren in der Gebärdensprache zu beachten sind, für welche Bereiche und unter welchen Voraussetzungen solche Einsätze zeitnah denkbar sind. Wir sind uns bewusst, dass mit fortschreitenden Technologien auch Gebärdensprach-Avatare eine große Chance darstellen. Durch sie kann die Barrierefreiheit von gehörlosen Menschen vergrößert werden und gehörlose Menschen können durch sie Zugang zu Informationen in Gebärdensprache erhalten, die ihnen aus verschiedenen Gründen bisher verwehrt geblieben sind.
Insofern begrüßen wir, wenn im Bereich automatisierter Gebärdensprach-Übersetzung geforscht wird. Es ist zu erkennen und zu betonen, dass Avatare menschliche Dolmetscher nicht pauschal ersetzen können. Eine solche Ersetzung bedarf einer differenzierten Betrachtung. „Nicht ohne uns über uns“ ist ein zentrales Motto, das unsere Haltung unterstreicht. Ähnlich wie für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird es erforderlich, ethische Richtlinien für den Gebrauch von Avataren für Gebärdensprache zu entwickeln. Deshalb gilt grundsätzlich, dass die Expertise gehörloser Personen und wir als Verbände in jeder Phase der Forschung, d.h. von der Antragstellung bis zur Veröffentlichung, in verschiedenen Kapazitäten involviert sind. Diese Vorgaben gelten auch für den Praxiseinsatz.
In der Vergangenheit gab es bereits diverse Stellungnahmen seitens der World Federation of the Deaf (WFD), der World Association of Sign Language Interpreters (WASLI) als auch des österreichischen Gehörlosenbunds. Sie alle haben zu den gebärdenden Avataren Stellung genommen. Wir sehen inhaltlich viele Parallelen zu unserer Position, werden diese aufgreifen und in unserer Stellungnahme aus gegebenen Anlass auf den aktuellen Stand bringen.
Denn: Die derzeit auf dem deutschen Markt befindlichen Gebärdensprach-Avatare genügen in keiner Weise den Anforderungen. Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand sind sie zum großen Teil nicht verständlich, genügen translatorischen Anforderungen nicht und es gibt keine Abnahme durch entsprechend qualifizierte Personen. Nähere Informationen hierzu folgen bald in der offiziellen Stellungnahme.
Wir raten daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt dringend vom Einsatz dieser Avatare ab.
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