Berlin, 07.11.2024

Pressemitteilung 08/2024
Kulturpreis-Verleihung 2024 beim Galaabend am 21.09.2024 in Friedrichshafen:
Anerkennung außergewöhnlicher Leistungen

Im Auftrag des Deutschen Gehörlosen-Bundes übernahm Dawei Ni die Leitung der Kommission für die Kulturpreis-Verleihung 2024. Unterstützt wurde er dabei von den Kommissionsmitgliedern Prof. Dr. Sabine Fries, Roland Kühnlein, Lukas Wozniak, Cindy Clink, Alexander Nagulin, Yasmin El Hamasi und zwei weiteren Mitgliedern. Gemeinsam entwickelten sie die Kriterien und legten das Auswahlverfahren für die Auswahl der Preisträger fest.

Prozess und Vorschläge:
Insgesamt wurden rund 120 Vorschläge eingereicht, die 44 Einzelpersonen und 5 Gruppen umfassten. Diese Vorschläge kamen aus der Gebärdensprachgemeinschaft, von Landesverbänden, Institutionen sowie den Kommissionsmitgliedern. Jeder Vorschlag beinhaltete eine ausführliche Begründung und eine Beschreibung der spezifischen Leistungen der Kandidat sowie deren Einfluss auf die Gemeinschaft.

Ziel und Kriterien des Kulturpreises:
Der Kulturpreis zeichnet Personen aus, die durch ihr außergewöhnliches Engagement bedeutende Beiträge zur Förderung der Gebärdensprachgemeinschaft geleistet haben.
Besondere Schwerpunkte sind:

  • Nachhaltige Verbesserung: Die ausgezeichnete Person sollte eine dauerhafte positive Veränderung der Lebensqualität, der Rechte oder des Ansehens der Gebärdensprachgemeinschaft bewirkt haben.
  • Ehrenamt und Vorbildfunktion: Die Preisträger sollen als inspirierende Vorbilder für die Gemeinschaft dienen und andere durch ihr Engagement motivieren.
  • Vielfältige Bereiche: Der Kulturpreis kann für besondere Leistungen in folgenden Kategorien verliehen werden:
    • Politik: Einsatz für gesetzliche Verbesserungen und die Anerkennung der Gebärdensprache.
    • Kunst/Kultur: Kreative Arbeiten zur Förderung der Kultur und Geschichte der Gehörlosen.
    • Wissenschaft: Forschungsbeiträge zur Vertiefung des Wissens über Gebärdensprache und Gehörlosigkeit.
    • Soziales Engagement: Projekte und Initiativen zur Unterstützung und Stärkung der Gemeinschaft.
    • Bildung: Maßnahmen zur Förderung von Wissen und Bewusstsein innerhalb der Gebärdensprachgemeinschaft.

Die Kommission hat die Einzel- und Gruppenpreisträger für die Kulturpreise aufgrund ihrer herausragenden Leistungen und ihres unermüdlichen Engagements ausgewählt.

Einzelpreisträger:innen:

1.Petra Piel

Politik: Petra Piel wird für ihre entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Implementierung von Gesetzen wie dem SGB IX und dem Bundesbehindertengleichstellungsgesetz (BGG) ausgezeichnet. Diese Gesetze haben die Rechte und die Gleichstellung tauber Menschen nachhaltig gestärkt. Ihr politisches Engagement trug dazu bei, Barrieren abzubauen und die Inklusion auf gesetzlicher Ebene zu fördern.

Soziales Engagement: Petra Piels Einsatz umfasst wegweisende Maßnahmen zur Integration von Gebärdensprachdolmetschenden in den Arbeitsmarkt, einschließlich Betriebsversammlungen und Schulungen. Ihre Initiativen waren Vorbilder für den Umgang mit Inklusion in der Arbeitswelt. Durch umfangreiche Aufklärungsarbeit hat sie vielen tauben Menschen geholfen, ihre Rechte zu verstehen und aktiv einzufordern.

2. Dieter Zelle

  • Politik: Dieter Zelle setzte sich maßgeblich für die gesetzliche Anerkennung der T aubblindheit ein, was zur Einführung des Merkzeichens „TBl“ im Schwerbehindertenausweis führte. Dieser Meilenstein in der Gesetzgebung hat die Sichtbarkeit und die Rechte der T aubblinden-Gemeinschaft erheblich verbessert und ermöglicht ihnen Zugang zu spezifischen Unterstützungsleistungen.
  • Soziales Engagement: In seiner Rolle als Erster Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Taubblinden e.V. (BAT e.V.) initiierte Zelle Projekte zur Förderung der sozialen Integration und beruflichen T eilhabe von T aubblinden. Seine Teilnahme an internationalen Konferenzen und Demonstrationen im In- und Ausland trug zur Stärkung der Rechte und der Anerkennung von Usher-Betroffenen und anderen Taubblinden bei.

3. Gerhard Ehrenreich

  • Soziales Engagement: Gerhard Ehrenreich wird für seine langjährige und tiefgehende Arbeit im Gehörlosen-Ugandaprojekt gewürdigt. Seit der Gründung des Projekts im Jahr 1997 hat er maßgeblich dazu beigetragen, Schulen und Unterkünfte für taube Menschen in Uganda zu schaffen. Diese Unterstützung hat die Bildungs- und Lebensbedingungen vieler Menschen nachhaltig verbessert.
  • Kunst/Kultur: Ehrenreichs Engagement im Bereich Gehörlosensport und seine Bemühungen zur Förderung der Gebärdensprache zeigen seinen Einfluss auf nationaler und internationaler Ebene. Seine Arbeit fördert die kulturelle Identität und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Gebärdensprachgemeinschaft.

Gruppenpreisträger:innen:

1. Deaf Refugees Team (Ege Karar, Ümit Cucu, Helmut Vogel, Ludmila Schmidt stellvertretend für das Deaf Refugees T eam sowie alle freiwilligen Helfer*innen und Gebärdensprachdolmetscher*innen)

Soziales Engagement: Das Deaf Refugees T eam wird für seine herausragende Arbeit zur Unterstützung und Integration gehörloser Geflüchteter und Migranten in Krisensituationen ausgezeichnet, insbesondere während der Syrien- und Ukraine-Kriege. Das bundesweite T eam hat durch seine vielfältigen Initiativen in Vereinen, Stadt-, Landes- und Bundesverbänden eine entscheidende Brücke zur Kommunikation geschaffen. Dies umfasst die Bereitstellung von Dolmetschdiensten in verschiedenen Sprachen und International Sign sowie psychosoziale Unterstützung, die den Geflüchteten hilft, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden. Zudem erleichtert das T eam die Vermittlung von Unterkünften und die Kontaktaufnahme zu lokalen Anlaufstellen in verschiedenen Bundesländern. Durch diese umfassenden Maßnahmen hat das Deaf Refugees T eam maßgeblich dazu beigetragen, die T eilhabe gehörloser Geflüchteter an der Gesellschaft zu fördern und ihnen eine neue Perspektive zu bieten. Die Mitglieder des T eams haben durch ihre Arbeit Solidarität und Unterstützung in einer schwierigen Zeit gezeigt und damit einen bedeutenden Beitrag zur Integration und Stärkung der Gemeinschaft geleistet.

2. Deutsche Gehörlosen Jugend

  • Soziales Engagement: Für ihre wichtige Aufklärungsarbeit zu sozialen Themen wie Rassismus und die Förderung der Rechte von BPoC und queeren Menschen innerhalb der Gehörlosengemeinschaft. Ihr Engagement stärkt das Bewusstsein und die Akzeptanz in der Gemeinschaft.
  • Bildung: Während der Corona-Pandemie leistete die Deutsche Gehörlosen Jugend bedeutende Informationsarbeit, um die  Gehörlosengemeinschaft zu schützen und zu unterstützen. Ihre organisierten Jugendfestivals bieten jungen Gehörlosen wertvolle Gelegenheiten für Austausch, Gemeinschaftsbildung und kulturelle Bildung. Diese Auszeichnungen würdigen das herausragende Engagement und die wertvollen Beiträge von Einzelpersonen und Gruppen, die die Gebärdensprachgemeinschaft in Deutschland maßgeblich unterstützt und gefördert haben. Der Deutsche Gehörlosen-Bund bedankt sich herzlich bei den Mitgliedern der Kommission für ihre unermüdliche Arbeit, das sorgfältige Auswahlverfahren und die präzise Ausarbeitung der Kriterien. Durch ihren Einsatz konnten die Preisträger in einem transparenten und fairen Verfahren ermittelt und geehrt werden.

 

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